Liquid Alternatives-Fonds für Stiftungsvermögen?

Die langjährige Niedrigzinspolitik der europäischen Zentralbank setzt vielen Stiftungen erheblich zu.

Der Anlagenotstand zwingt dazu, Anlagerestriktionen tendenziell weiter zu fassen und die Risiken der Vermögensanlage behutsam und kontrolliert zu erhöhen. So öffnen sich mehr und mehr Stiftungen für höhere Aktienbeimischungen und schlechtere Bonitäten im Bereich der festverzinslichen Anlagen.

Damit holen sich die Stiftungsverantwortlichen selbstverständlich mehr Volatilität in das Vermögen und verringern tendenziell die Planbarkeit der ordentlichen Erträge, die zur Erfüllung des Stiftungsauftrags doch so dringend benötigt werden.

Auf der Suche nach risikokontrollierten Zugängen zu den Aktien- und Anleihemärkten bieten sich immer öfter Fondskonzepte an, die eine Rendite von Geldmarkt plus x % bei einem im Vorfeld definiertem Risikobudget anstreben. Diese Fonds laufen oft unter dem Begriff „Liquid Alternatives“ oder weniger gern gehört: „Hedge-Fonds-Light“.

Eine Verzinsung von x % über dem Geldmarktsatz klingt verlockend
Eine definierte Verzinsung von x % über dem Geldmarktsatz bei kontrolliertem Risiko ist zunächst einmal sehr verlockend. Wenn dann noch eine regelmäßige Ausschüttung dargestellt wird, ist das Angebot für eine Stiftung nahezu perfekt.

Ist es das wirklich? Ob der Vielzahl von Strategien in der Umsetzung gibt es kein klares Ja oder Nein. Hilfreich kann aber ein Blick auf die Grundstruktur vieler dieser Ansätze sein: Ausgehend von einem Basisinvestment, welches weitestgehend risikofrei sein sollte, werden je nach (noch) verfügbarem Risikobudget Investitionen in risikobehaftete Anlageklassen getätigt. Dies können Aktien- und Anleihemärkte oder auch andere Asset-Klassen wie Währungen oder Rohstoffe sein (Multi-Asset- Strategien). In der Praxis werden diese risikobehafteten Strategien oft über Derivate wie z.B. Futures aufgrund ihrer hohen Liquidität und ihres geringen Kapitaleinsatzes umgesetzt. Ob die Anstöße für ein risikobehaftetes Investment aus einer klassischen fundamental geprägten Überlegung oder auf einem quantitativen Investmentprozess beruhen ist sicher Geschmackssache; in jedem Fall aber sollte das Management des Risikobudgets frei von „Bauchentscheidungen“ und schlicht mathematisch gesteuert sein. Im ungünstigen Fall von (weitgehend) verbrauchten Risikobudgets ist das Vermögen in risikoarmen und aktuell leider auch negativ-verzinsten Geldmarktpapieren investiert.

Ob eine Investition von Stiftungsvermögen in einem aktuell von Negativrenditen geprägtem Geldmarktportfolio, welches zur Renditegenerierung auf risikokontrollierte Derivatestrategien setzt, für ein Stiftungsportfolio adäquat ist, lasse ich mal dahingestellt sein. Interessanter ist die Frage, ob die Konzepte in der Vergangenheit überzeugt haben:

Das Ergebnis fällt eher ernüchternd aus

Das erste Ziel „Geldmarkt plus x %“ hat die überwiegende Anzahl an Fonds in den letzten Jahren klar geschafft. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, da für die Übernahme von Risiken ein gewisser Ertrag unterstellt werden muss. Vergleicht man die Ergebnisse der „Liquid-Alternatives“ aber mit klassischen Produkten, die auf Renten- und Aktienwerte setzen, so fällt das Ergebnis doch oft sehr ernüchternd – in nicht wenigen Fällen sogar verheerend – aus. Und die regelmäßig fließenden Ausschüttungen werden oftmals aus der Vermögenssubstanz generiert.

Fazit: Geldmarkt plus x % bei kontrolliertem Risiko ist leider allzu oft ein leeres Versprechen und die praktisch mögliche Anlagestruktur für die Umsetzung der meisten Strategien löst sicher nicht nur bei mir ein wenig „Unbehagen“ aus. Hinzu kommt, dass die klassischen Risikomaße, wie sie den gängigen Risikomanagementansätzen zugrunde liegen, nicht 1 zu 1 auf Stiftungsvermögen anwendbar sind.

Es mag sicher vereinzelt gute Produkte in der Kategorie der Liquid-Alternatives geben – für Stiftungsvermögen geeignet sind diese Konzepte aus meiner Sicht aber nicht!