Nachhaltige Geldanlagen liegen zurecht voll im Trend. Wer möchte nicht mit seinem Geld auch Gutes bewirken, oder zumindest Schlechtes möglichst vermeiden? Fristeten „grüne“ Finanzprodukte lange ein Schattendasein, stehen Sie heute im Fokus: Nahezu alle Banken und Fondsgesellschaften stellen ihr Produktangebot auf Nachhaltigkeit um. Dahinter steht leider sehr oft nicht die Überzeugung der Anbieter, sondern der Gesetzgeber, der mit der EU-Taxonomie einen völlig neuen Rahmen für die Geldanlage schafft. Mit mehr oder weniger bürokratischem Druck wird ein Rahmen für nachhaltige und damit gute Geldanlagen vorgegeben, an dem sich Vermögensverwalter und Fondsmanager zu orientieren haben. Selbstverständlich ist das alles freiwillig, doch wer das nicht umsetzt, muss mit deutlichen „Warnhinweisen“ arbeiten.
Positiv hervorzuheben ist die neue Transparenz, die durch die Taxonomie in Bezug auf die verschiedenen ESG-relevanten Kriterien der Anlage geschaffen wird. Die Berichterstattung der Portfoliomanager wird künftig auch umfassend über ethische, soziale und ökologische Aspekte der Investitionen Auskunft geben und Anlegern wichtige Hinweise liefern.
Noch vor dem offiziellen Start der EU-Taxonomie in der Praxis wird aber langsam deutlich, wohin die Reise geht: Die EU-Kommission hat festgelegt, das Atomstrom und Gaskraftwerke (unter Bedingungen) nachhaltig sind. Hier wird ein grundsätzlicher Konstruktionsfehler offenkundig, der unabhängig von der Position zur Atomenergie relevant ist: Ein politisches Gremium legt fest, welche Investitionen nachhaltig sind und mit dem Geld von privaten und institutionellen Anlegern finanziert werden und welche nicht. Das klingt nicht nur nach „Planwirtschaft“, das wird auch leider zu ähnlichen Ergebnissen wie das Wirtschaften nach politisch diktierten Plänen führen.
Sicher ist es richtig, das Investoren die Auswirkungen ihrer Investments in Bezug auf die Umwelt und die ethischen Aspekte im Blick haben sollten. Verantwortungsvolle Portfoliomanager haben schon immer die Risiken ihrer Anlagen unter den verschiedenen – nicht nur rein wirtschaftlichen – Aspekten kritisch betrachtet. Aber die Verantwortung dafür an ein politisches Gremium wie die EU-Kommission zu übertragen, ist sicher der falsche Weg. Was gut gemeint ist, ist mal wieder nicht gut gemacht.
Staatlich orchestriert werden in Zukunft immense Kapitalbeträge in eine politisch und gesellschaftlich gewollte „grüne“ Richtung gelenkt. Und immer, wenn viele Anleger in eine Richtung streben, steigt die Gefahr einer Blasenbildung, vor der bereits jetzt viele zurecht warnen. Kommt es dann irgendwann zu einem Knall, gerät das eigentlich gute Ziel schnell in Misskredit.
Transparenz ist unerlässlich und -soweit sie von unabhängigen Ratingagenturen vermittelt wird-uneingeschränkt zu begrüßen. Bedenklich ist jedoch der planwirtschaftlich anmutende Ansatz, das eine zentrale politische Institution wie die EU-Kommission die alleinige Weisheit über den zielführenden Weg für sich in Anspruch nimmt.